Software-Entwicklung- MVP – was ist das genau? Minimum Viable Product- Kapier ich nicht

Software-Entwicklung & MVP

App entwicklung software-developing

Ich kapier nicht, was ist das genau?

Die Katastrophe und EnttäuschungJohnny´s falscher Ansatz

Johnny hat eine Idee für eine komplexe App. Sie soll Nutzerprofile, Chatfunktionen, Kartenansichten und automatisierte Empfehlungen enthalten. Voller Motivation arbeitet er monatelang daran, feilt an Details und entwickelt immer weiter. Doch nach der Veröffentlichung zeigt sich: Kaum jemand nutzt die App. Viele springen bereits bei der Registrierung ab und die tatsächlichen Erwartungen der Zielgruppe treffen nicht die aufwendig entwickelten Funktionen. Er ist schwer enttäuscht. Nächtelang saß er am PC und hat am Code und Funktionen gefeilt. Hätte Frank früher mit einer kleineren, nutzbaren Version begonnen, hätte er viel schneller herausfinden können, ob seine Idee überhaupt gebraucht wird

Das Konzept des Minimum Viable Products (MVP)

Genau hier setzt das Konzept des Minimum Viable Product, kurz MVP, an. Ein MVP ist eine bewusst reduzierte erste Version eines Produkts, die nur die Kernfunktion enthält, die das zentrale Problem der Nutzer löst. Es geht nicht um Vollständigkeit oder Perfektion, sondern darum, möglichst früh echtes Verhalten und echtes Feedback aus der Praxis zu erhalten. Erst anhand realer Nutzung zeigt sich, ob das Problem tatsächlich relevant ist und ob die Lösung den erwarteten Nutzen bietet. Das MVP dient in erster Linie dazu, zu lernen, nicht sofort ein finales Produkt auszuliefern.

MVPs können auf unterschiedliche Weise umgesetzt werden, je nachdem, was getestet werden soll. Eine Möglichkeit ist das Landing Page MVP, bei dem eine einfache Webseite das Produkt ankündigt und Interessenten sich beispielsweise per E-Mail anmelden oder auf eine Warteliste setzen können. So lässt sich erkennen, ob überhaupt Nachfrage besteht, bevor Entwicklungskosten entstehen.

Ein anderes Modell ist das Concierge MVP.

Dabei wird die eigentliche Dienstleistung bereits vollständig erbracht, jedoch noch manuell und nicht über Software. Der Anbieter begleitet die Nutzer quasi persönlich, um herauszufinden, ob das Angebot wirklich gebraucht wird. Ein Beispiel: Frank möchte später eine App anbieten, die automatisch individuelle Ernährungspläne erstellt. Statt die App sofort zu programmieren, schickt er Interessierten zunächst einen Plan per E-Mail, erstellt manuell auf Basis ihrer Angaben. So bekommen die Nutzer bereits echten Nutzen, und Frank kann validieren, ob ausreichend Nachfrage besteht.

Das Wizard-of-Oz MVP

wirkt nach außen bereits wie eine fertige Software, läuft im Hintergrund aber noch manuell ab. Damit lässt sich testen, wie sich Nutzer verhalten würden, ohne die komplette Infrastruktur zu entwickeln. Schließlich gibt es noch das Video MVP, bei dem die Funktionsidee lediglich in einem kurzen Erklärungsvideo präsentiert wird. Interessenten können Feedback geben oder sich anmelden, sodass die Nachfrage getestet werden kann.

Ein MVP ist nie die Endfassung eines Produkts. Es ist der Startpunkt eines Lernprozesses. Hier kommt die Iteration ins Spiel – und die lässt sich am besten so erklären: Iteration bedeutet einfach, dass man etwas ausprobiert, schaut, wie es funktioniert, daraus lernt, es anpasst und wieder von vorne beginnt. Man kann es sich wie das Zeichnen einer Skizze vorstellen: Du machst einen ersten Entwurf, korrigierst Fehler, fügst Details hinzu, schaust wieder und verbesserst erneut – bis das Ergebnis passt. Beim MVP heißt das, dass jede neue Version auf echtem Nutzerfeedback basiert und Schritt für Schritt besser wird.

Bei Johnny sieht das so aus: Zuerst startet er mit einer Landing Page, auf der sich Interessierte anmelden können. Aus dem Feedback merkt er, dass viele Nutzer vor allem personalisierte Rezepte wollen. Im nächsten Schritt liefert er die Rezepte manuell per E-Mail – ein Concierge-MVP. Danach automatisiert er Teile der Rezepte und testet erneut, wie gut das angenommen wird. In den folgenden Iterationen erweitert er nach und nach die Funktionen der App, immer orientiert am tatsächlichen Nutzerverhalten. So entsteht ein Produkt, das nicht auf Vermutungen, sondern auf echtem Feedback basiert.

Umfrage & MVP

Kann man auch eine Umfrage als MVP machen? Grundsätzlich nicht, weil ein MVP immer echten Nutzen liefern sollte. Eine Umfrage allein liefert Feedback, aber keinen greifbaren Wert. Allerdings lässt sich eine Umfrage im Rahmen eines MVP-Konzepts nutzen, wenn sie gleichzeitig einen kleinen Nutzen bietet. Ein Beispiel: Nutzer eines Ernährungsplan-Services füllen eine Umfrage zu Essgewohnheiten aus und erhalten dafür einen personalisierten Ernährungsplan als PDF. So bekommen die Teilnehmer echten Mehrwert, und der Anbieter erhält gleichzeitig Feedback über die Nachfrage. In diesem Fall kann die Umfrage als Teil eines minimalistischen MVPs dienen.

Risiken minimieren durch ein MVP

Ein MVP ist mehr als nur eine kleine Version eines Produkts. Es ist ein Lerninstrument. Erfolg misst sich nicht nur an Nutzung oder Umsatz, sondern daran, was man aus dem Verhalten der Nutzer lernt. MVPs helfen, Risiken frühzeitig zu minimieren, weil Ressourcen nicht in unnötige Funktionen gesteckt werden. Besonders wertvoll sind Early Adopters Nutzer, die neue Ideen ausprobieren und aktiv Feedback geben. Ein MVP zwingt Teams, sich auf den wichtigsten Nutzen zu konzentrieren, zunächst auf alle „Nice-to-Have“-Funktionen zu verzichten und klare messbare Ziele zu definieren. Es sollte schnell erstellt werden – Wochen statt Monate – und Schritt für Schritt iterativ verbessert werden, bis es die Bedürfnisse der Zielgruppe optimal erfüllt.

Unterschiede zwischen MVP – Prototyp und Proof of Concept

Schließlich lohnt sich ein Blick auf die Unterschiede zwischen MVP, Prototyp und Proof of Concept. Ein Proof of Concept überprüft, ob eine Idee technisch umsetzbar ist. Ein Prototyp veranschaulicht Design, Bedienbarkeit und Nutzerfluss, liefert aber noch keinen echten Nutzen. Das MVP hingegen ist ein funktionierendes Produkt, das die Kernfunktion löst, von Early Adopters genutzt wird und echtes Feedback für die Weiterentwicklung liefert.

Ein MVP ist also nicht einfach ein kleiner Test, sondern der Ausgangspunkt eines kontinuierlichen Lernprozesses. Schritt für Schritt, basierend auf echtem Nutzerverhalten, entsteht daraus ein marktreifes Produkt, das wirklich gebraucht wird.

Hilfreiche Youtube-Links aus dem Netz zum Thema

MVP in der App-Entwicklung Video

MVP erstellen mit KI Video

Englisches Video MVP alle Schritte Video

Nach oben scrollen